Die Epigenetische Uhr zeigt unser wahres biologisches Alter an

Die Epigenetische Uhr zeigt unser wahres biologisches Alter an

Wir alle schauen im All­t­ag auf die Uhr, sei es, wenn wir auf unseren Flug warten oder ungeduldig auf den Beginn des Feier­aabends. Es mag daher nicht über­raschen, dass Ärzte und Gesund­heits­forsch­er das­selbe tun. Was Sie jedoch vielle­icht über­rascht, ist, auf welche Art Uhr diese Experten schauen, um Ihr wahre Alter zu erken­nen: Die Epi­genetis­che Uhr zeigt unser wahres biol­o­gis­ches Alter an.

Die Experten beobacht­en nicht irgen­deine Uhr, son­dern die innere Uhr des Kör­pers, auch bekan­nt als epi­genetis­che oder biol­o­gis­che Uhr – kurz: Bio­clock. In diesem Blog­beitrag wer­den wir das Konzept der epi­genetis­chen Uhr erforschen und erläutern, was sie ist, wie sie funk­tion­iert und vor allem, welche Fra­gen sie beant­worten kann.

Was also sind epi­genetis­che – oder biol­o­gis­che Uhren?
Es klingt selt­sam, aber Men­schen kön­nen ein anderes Alter haben als jemand, der genau­so alt ist wie sie. Kurz gesagt: Ihr chro­nol­o­gis­ches Alter unter­schei­det sich vom biol­o­gis­chen Alter. Zum Beispiel kann jemand chro­nol­o­gisch 46 Jahre alt sein (d. h. er lebt seit 46 Jahren) und ein biol­o­gis­ches Alter von beispiel­sweise 54 Jahren haben. Wie kann das passieren? Nun – manche Men­schen altern schneller als andere, was vor allem auf ihren Lebensstil zurück­zuführen ist. Denn Fak­toren wie unser täglich­er Stress, die Menge an Schlaf, die wir bekom­men, unsere Ernährung und Bewe­gungsmuster wirken sich auf die Funk­tion­sweise unseres Kör­pers aus. Epi­genetis­che Uhren sind dem­nach Indika­toren, die in den let­zten zehn Jahren von Longevi­ty-Forsch­ern entwick­elt wur­den, um das biol­o­gis­che Alter (“Bioal­ter”) bzw. das innere Alter eines Men­schen zu messen.

Hor­vath Clock

Die erste und bekan­nteste biol­o­gis­che Uhr wurde vom deutschstäm­mi­gen, an der UCLA forschen­den Dr. Steve Hor­vath im Jahr 2013 entwick­elt. Im Jahr 2011 hat­ten er und sein Zwill­ings­brud­er an ein­er Studie teilgenom­men, in der epi­genetis­che Mark­er im Spe­ichel unter­sucht wur­den. Bei der Analyse der Dat­en stellte er fest, dass die DNA-Methylierung (mehr dazu später) das Alter ein­er Per­son in Jahren vorher­sagen kann, mit ein­er Abwe­ichung von durch­schnit­tlich etwa fünf Jahren. Natür­lich erkan­nte Dr. Hor­vath, dass dies mas­sive Auswirkun­gen auf die Mes­sung des kör­pereige­nen biol­o­gis­chen Alters hat.

Inzwis­chen gibt es zehn biol­o­gis­che Uhren, die das men­schliche Alter messen, von der Hor­vath-Uhr bis zu DNAm Phe­noAge, und es gibt Hun­derte weit­er­er Uhren, die für andere Zwecke ver­wen­det wer­den. Die DNAm Phe­noAge-Uhr bes­timmt beispiel­sweise das phäno­typ­is­che Alter, das im Wesentlichen besagt, dass die Wahrschein­lichkeit, an ein­er schw­eren Krankheit zu erkranken, für jedes Jahr, das man älter ist als das chro­nol­o­gis­che Alter, um 9 % steigt.
Kurz gesagt, epi­genetis­che Uhren sind medi­zinis­che Maßstäbe, die seit kurzem entwick­elt wor­den sind, um unser biol­o­gis­ches Alter und unser all­ge­meines Ster­berisiko zu messen.

Wie funk­tion­ieren Biouhren also?
Die genaue Methodik und die Mess­werte, die hin­ter jed­er Uhr ste­hen, kön­nen vari­ieren, aber das Prinzip bleibt weit­ge­hend das­selbe. Einige von ihnen wur­den sog­ar unter Ver­wen­dung von DNA-Daten­sätzen entwick­elt, um ein neu­ronales Net­zw­erk zu entwick­eln, das dann mit einem Deep-Learn­ing-Pro­gramm gefüt­tert wird, um festzustellen, welche Sätze methyliert­er DNA zur biol­o­gis­chen Alterung beitra­gen. Sehr innovativ!

Methylierung – Die Aktiv­itätss­teuerung unser­er Gene

Wie bere­its erwäh­nt, ist methylierte DNA die Ursache für die biol­o­gis­che Alterung, trotz der Methodik, die hin­ter der Entwick­lung der Uhr ste­ht, aber warum ist das so? Methylierung ist im chemis­chen Sinne das Hinzufü­gen ein­er Methyl­gruppe an ein Molekül, anders aus­ge­drückt: ein reg­u­la­torisch­er Prozess zur Steuerung der Aktiv­ität von Genen. Dadurch ändert sich die Art und Weise, wie die Pro­teine des Moleküls mit anderen Pro­teinen inter­agieren, was wiederum Auswirkun­gen darauf hat, wie das Molekül mit anderen Molekülen inter­agiert. Unsere DNA wird von einem Epigenom ges­teuert – im Wesentlichen eine biol­o­gis­che Kon­trolle darüber, wie sich unsere Gene “aus­drück­en”.

Der einzige Unter­schied zwis­chen ein­er Leberzelle und ein­er Ner­ven­zelle im Gehirn beste­ht darin, dass dieses Epigenom den Genen sagt, welche Auf­gabe sie zu erfüllen haben, indem es bes­timmte vor­pro­gram­mierte Funk­tio­nen “auss­chal­tet”. Wie bere­its erwäh­nt, wird unsere DNA im Laufe unseres Lebens immer stärk­er methyliert, und diese Gene begin­nen sich in ihrer Wech­sel­wirkung mit den sie umgeben­den Genen zu verän­dern – und das trägt zum Altern und auch zu einemk erhöht­en Krankheit­srisiko bei.

Die Methylierung ist ein natür­lich­er Prozess des Alterns, kann aber auch stark von unserem Lebensstil abhän­gen. Wenn Sie beispi­iel­sweise stark rauchen, wer­den bes­timmte Ihrer Gene stark, und andere weniger stark methyliert. Auch Stress, stark­er Alko­holkon­sum, schlechte Ernährung und Schlaf­man­gel wirken sich auf den Methylierungs­grad unser­er DNA aus.

Wozu kön­nen biol­o­gis­che Uhren in Zukun­ft einge­set­zt wer­den?
Auf diesem Gebi­et muss noch viel geforscht wer­den, denn es gibt noch mehr viele Fra­gen als Antworten. Es gibt allerd­ings bere­its eine Rei­he von Stu­di­en, die darauf hin­deuten, dass die DNA-Methylierung aktiv ges­teuert wer­den kann. Die gute Nachricht ist, dass die Zeit auf der biol­o­gis­chen Uhr – im Gegen­satz zur chro­nol­o­gis­chen Uhr – zurückge­dreht wer­den kann. In ein­er klin­is­chen Studie mit zufäl­lig aus­gewählten Per­so­n­en wurde fest­gestellt, dass die Stu­di­en­teil­nehmer, die einen gesun­den Lebensstil führten, nach der Hor­vath-Uhr 3,23 Jahre jünger waren als die Teil­nehmer der Kon­troll­gruppe. Diese Studie ist die erste, die gezeigt hat, dass wir die biol­o­gis­che Alterung durch einen gesun­den Lebensstil umkehren kön­nen (in der Studie wur­den den Teil­nehmern, die nicht zur Kon­troll­gruppe gehörten, mäßige kör­per­liche Betä­ti­gung, Atemübun­gen zur Stress­be­wäl­ti­gung und eine Ernährung reich an Methyl­spendern und Polyphe­nolen zugewiesen).

In ein­er anderen Studie wurde fest­gestellt, dass es einen Zusam­men­hang zwis­chen einem hohen Body Mass Index BMI und einem höheren biol­o­gis­chen Alter gibt. Eine weit­ere Studie ergab, dass eine mediter­rane Ernährung mit einem hohen Anteil an Olivenöl und Nüssen die Methylierung des kör­pereige­nen inter­mediären Stof­fwech­sels, Dia­betes, Entzün­dun­gen und die Signal­trans­duk­tion umkehrt. Defin­i­tiv ein Grund, in diesen Teil der Welt zu ziehen!

Man sieht Ihnen Ihr Alter gar nicht an!

Epi­genetis­che Uhren wer­den bere­its in zunehmen­dem Maße einge­set­zt, um Krankheit­srisiken abzuschätzen (z. B. DNAm Phe­noage), sowie als Maßstab dafür, wie wir dieses Risiko min­dern kön­nen, indem wir anhand har­ter Dat­en die Vorteile eines gesun­den Lebensstils aufzeigen (siehe der oben erwäh­nte Alters-Gewinn von 3,23 Jahren). Wenn man den Men­schen die Tat­sache vor Augen führt, dass sie nach­weis­lich jünger wer­den, soll­ten sie stärk­er motiviert sein, Entschei­dun­gen für einen gesün­deren Lifestyle zu tre­f­fen, weil die Vorteile dieser Entschei­dun­gen mit der Biouhr klar vor Augen geführt werden.

Da die Wis­senschaft bei der Entwick­lung epi­genetis­ch­er Uhren immer weit­er fortschreitet,werden sie immer genauer und ein­fach­er ein­set­zbar. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der auf den Zigaret­ten­pack­un­gen genau angegeben ist, wie viele Tage oder Wochen man im Durch­schnitt pro Pack­ung altert – das ist vielle­icht gar nicht so weit weg!

Die Epi­genetis­che Uhr zeigt unser wahres biol­o­gis­ches Alter an

Die Entwick­lung epi­genetis­ch­er Uhren ist eine vielver­sprechende Entwick­lung im bio­medi­zinis­chen Bere­ich, die ein jahrzehn­tealtes Prob­lem löst- näm­lich die Frage, wie man die biol­o­gis­che Alterung messen kann. Die Bio-Uhren sind auch für die bre­ite Öffentlichkeit von Nutzen, da sie uns ver­an­schaulichen kön­nen, wie vorteil­haft ein gesun­der Lifestyle ist und wie schädlich sich weniger gesun­den Entschei­dun­gen auswirken können.

Wenn Sie an ein­er App imit Bio-Uhr-Funk­tion­al­ität nter­essiert sind, mit der Sie den Nutzen eines gesun­den Lifestyles aus­ge­drückt in gewonnenen Leben­s­jahren bzw. in Ihrer per­sän­lichen Ver­jün­gung, dann melden Sie sich möglicher­weise in der entsprechen­den Bio­clock Test­gruppe an!

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