Wir alle atmen – die meisten von uns zu häufig zwischen 12–14 mal in der Minute. Die Atmung wird gesteuert von unserer Körperintelligenz, die uns automatisch mit Sauerstoff versorgt, ohne dass wir uns aktiv darum bemühen. Die Tatsache des Atmens ist allerdings nur die eine Seite der Medaille: die meisten Menschen atmen falsch. Nicht, weil unsere Eltern es uns falsch beigebracht haben oder wir in der Schule besser hätten aufpassen müssen, sondern weil unsere modernen Lebensumstände und Verhaltensweisen zu suboptimaler oder sogar schädlicher Atmung führen. Falsche Atmung führt zu schlechter Lebensqualität und mündet oft in chronischen Krankheiten. Mit anderen Worten: die meisten Menschen verkürzen allein mit falscher Atmung ihre potenzielle Lebens- und Gesundheitsspanne um Jahre. Wie wir richtig atmen: durch die Nase direkt ins Zwerchfell ist die optimale Atmung.
Bewusst wird uns unsere Atmung meist dann, wenn uns die Luft wegbleibt oder zumindest knapp wird. Bergsteiger und Skifahrer kennen das Gefühl der “dünnen Luft”, wenn sie deutlich früher aus der Puste geraten als üblicherweise. Darüberhinaus führen Anstrengungen aller Art, wie sportliche Aktivitäten, körperliche Arbeit, Stress oder Angstgefühle zu Luftknappheit. Aufgrund mangelnder Bewegung und dauerhaft sitzender Tätigkeiten fangen viele von uns bereits an zu keuchen, wenn sie lediglich eine Treppe hochsteigen.
Wenn Sie aktiver Sportler sind oder sich aus anderen Gründen mit dem Thema Atmung intensiv auseinandergesetzt haben, kennen Sie bereits diverse Atemtechniken und Übungen und wenden diese vielleicht sogar mit Erfolg an. Atmen ist elementarer Bestandteil der Daily REJUVENATION Routine sowie des REJUVENS Programmes im Allgemeinen. Im folgenden gehen wir kurz auf die beiden elementaren Grundlagen der richtigen Atmung ein. Details zu den einzelnen Atemtechniken und Übungen sind im REJUVENS Programm enthalten.
Falsche Atmung hat die folgenden negativen Auswirkungen auf den Organismus:
- Verminderung von Kohlendioxid im Blut
- Zu geringe Nutzung von Stickstoffmonoxid
- Verringerte Freisetzung von Sauerstoff aus roten Blutkörperchen (siehe auch Bohr-Effekt)
- Verengung der Muskulatur in Blutgefäßen und Atemwegen
- reduzierte Sauerstoffversorgung von Muskulatur und Organen, inkl. Herz und Gehirn
- negative Auswirkungen auf den Blut-ph-Wert: erhöhte Übersäuerung führt zu schneller Erschöpfung während des sportlichen Trainings
Richtig atmen: durch die Nase direkt ins Zwerchfell ist die optimale Atmung.
- Nasenatmung
Die einzige richtige Art und Weise zu atmen, ist durch die Nase. Atmen Sie durch die Nase ein und idealerweise auch wieder aus. Beim Ausatmen können Sie je nach Luftvorrat variieren. Wenn Sie unbedingt durch den Mund ausatmen müssen, tun Sie es. Wenn Sie dagegen durch die Nase auch ausatmen können, tun Sie dies. Für die Nasenatmung gibt es neben der Luftfilterfunktion einen einfachen, biologischen Grund: Stickstoffmonoxid (NO).
Unsere Nasennebenhöhlen zeichnen für den größten Anteil der Stickstoffmonoxid-Produktion verantwortlich, das sich auf dem Weg zu den Lungen mit der Atemluft vermischt, die Sauerstoffsättigung erhöht und den Blutdruck senkt. Zudem wirkt NO positiv auf die Blutplättchen- und Mitochondrienfunktion, unser gesamtes Immun – und Nervensystem, und bringt unseren Organismus in den gewünschten Gleichgewichtszustand (Homöostase).
Wenn Sie dagegen durch den Mund einatmen, filtern Sie die Atemluft nicht und führend diese mit allen Paktieren direkt zu den Mandeln, die aufgrund der verstärkten Aktivität anschwellen und den Nasenrachenraum einengen. Zudem wird kein Stickstoffmonoxid produziert – alle oben beschriebenen positiven Effekte entfallen. Die regelmäßige Ausatmung durch den Mund ist nicht ganz so schädlich wie die Einatmung, trocknet jedoch die Mundhöhle aus, führt so zu einer Absenkung des ph-Werts , schädigt den Zahnschmelz und führt langfristig zu Karies und Parodontose.
Wissenschaftlicher Überblick über die Effekte der Nasenatmung
- Zwerchfellatmung (auch: Bauchatmung)
Anstatt in den Brustkorb zu atmen, führen Sie die Atemluft möglichst direkt ein Stockwerk tiefer, in den Bauch bzw. in Ihr Zwerchfell, den zentralen Muskel Ihres Körpers. Auch Haupt-Atemmuskel genannt, ist das wie ein Regenschirm funktionierende Zwerchfell Ihre sogenannte Körpermitte, aus der heraus Ihre Körperspannung und Kraft entstammen. Dies kennen insbesondere Freunde von Yoga, Pilates, oder auch Kampfsportarten, wie Karate.
Während bei der Brustatmung die oberen Rippen aktiviert und nach oben gezogen werden, bewegt sich bei der Zwerchfellatmung der Zwerchfellmuskel nach unten und weitet damit die Lunge, deren unterer – deutlich größerer – Teil mit Luft gefüllt wird. Zudem sorgt das Zwerchfell dafür, dass so die (unten gelegene) Lungenbasis mit deutlich mehr Blut versorgt wird.
Richtig atmen: durch die Nase direkt ins Zwerchfell ist die optimale Atmung.
Ideal atmen Sie, wenn Sie die Nasenatmung und die Zwerchfellatmung miteinander kombinieren. So grundlegend, biologisch-nachweislich und simpel diese Erkenntnis zur richtigen Atmung erscheint, atmen nicht nur viele Menschen falsch, sondern darüberhinaus wird in einigen Yoga-Schulen sowohl Mundatmung, als auch Brustatmung empfohlen oder gelehrt – mit bisweilen esoterisch anmutenden Argumenten, wie Thesen, dass Redewendungen wie “mit erhobener Brust” schon auf eine entsprechende Technik hinweisen würden. Medizinisch betrachtet gibt es nur eine ideale Art und Weise zu atmen: die Kombination aus Nasen- und Zwerchfellatmung. Wie Sie sich diese Kombination angewöhnen und welche erstaunlichen positiven Ergebnisse Sie damit erzielen können, erfahren Sie im REJUVENATION Upgrade Programm.
Wissenschaftlicher Überblick über die Effekte der Zwerchfellatmung
Neben den oben beschriebenen positiven Auswirkungen einer kombinierten Nasen- und Zwerchfellatmung auf die allgemeine Gesundheit gibt es weitere Effekte, die insbesondere zu einer körperlichen Leistungssteigerung führen. Leistungssportler kennen dies vom sog. Höhentraining, wenn sie vor einem Wettkampf in höhergelegenen Gebieten trainieren, um anschließend mehr Leistung in der Ebene zu erzielen. Diese gezielte temporäre Unterversorgung des Organismus mit Sauerstoff – die Hypoxie – wirkt als Stimulus zur Steigerung der Leistungsfähigkeit vergleichbar mit dem – allerdings verbotenen und nicht zu empfehlenden – Blutdoping.
Indem mit geplantem Einsatz der Nasenatmung die Sauerstoffzufuhr verringert wird, simuliert man das Gefühl der “dünnen Luft” in den Bergen: die Anzahl der Sauerstoffmoleküle in der Luft nimmt ab und unser Körper versucht automatisch diese Veränderung mit einer größeren Menge eingeatmeter Luft auszugleichen. Indem Sie selbts bei körperlicher Anstrengung auf dieses tiefere Luftholen und Ein- sowie Ausatmen durch den Mund verziehcten, erzeugen Sie künstlich eine Höhentraings-Situation, schütten verstärkt Ihr körpereigenes Hormon Erythropoetin (besser bekannt unter EPO) aus, bilden mehr rote Blutkörperchen und stellen mehr Hämoglobin her, ein Proteinkomplex, der den Sauerstoff bindet und somit dessen Transportkapazität im Blut erhöht.
Mehr zu den positiven Auswirkungen der richtigen Atmung auf die Gesundheit und Ihre körperliche Leistungsfähigkeit, die Messung und Einordnung Ihrer Atmung, sowie entsprechende Übungen, die Sie täglich ganz nebenbei durchführen können, beschreiben wir in einem nächsten Beitrag.
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